Fortsetzungs-Hintergrundgeschichte zum Drachensturm

Allgemeines und Anregungen rund um UUURS, Orota und Regeln

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Beitragvon Jarek » Mo 9. Apr 2007, 14:08

Das Wasser erstarb und sofort hielt sie inne, rührte keinen Muskel. Nur ihre Augen blickten unsicher und suchend umher. Schließlich musste sie sich jedoch eingestehen, das niemand sie unvermittelt angreifen würde.
Vorsichtig schob sie einen Hand zu dem Rohr und alsbald schlüpfte sie behände hindurch.

Ihr Verfolger trat um die Ecke und Graubart verschloss den Gang hinter der Gestalt augenblicklich wieder mit seinem reißenden Wasserstrahl. Kassandra indes hielt den Eindringling mit ihrem Zweihänder in Schach. Mochte die gestalt noch so harmlos aussehen. Sie wirkte wie ein Dieb und Mörder.
Was ihnen mit erhobenen Händen gegenüber stand, war drahtig, regelrecht mager. Aber sie wirkte alles andere als abgemagert. Schwarzes Leder umgab die Gestalt enganliegend und geschmeidig. Bewies, dass sie irgendwie Gold besaß um sich so etwas leisten zu können... oder die richtigen Druckmittel. Im Allgemeinen würde sich in solchen Sachen keine Waffe verstecken lassen. Aber wer konnte da schon sicher sein?
Die Finger waren lang und spindeldürr. Das Haar silbrig, lang und fein. Das Gesicht blass, als hätte sie seit langem keine Sonne mehr gesehen. Mit den weit geöffneten, ängstlichen und staunenden dunklen Augen erweckte sie keine Alarmsignale. Und der dürre Leib mit den kaum vorhandenen Brüsten, sowie den knochigen Wangen, rief sie auch in keinen Lenden die Lust hervor.
„Was willst du hier, Kleines?“ verlangte der Zwerg zu wissen, den sie doch um einiges überragte. „Und wer bist du?“ Hätte sie spitze Ohren, hätte man sie mit einer Elfe verwechseln können. Wären da nicht die Ebenmäßigkeiten in ihrem Gesicht gewesen. Wie eine Wachsfigur.
„Ich bin Nil’han, Herr.“ Schnell blickte sie zu Boden. Ein Zeichen der Unterwürfigkeit, wie auch ihr schon die ganze Zeit gebeugter Rücken, als würde sie stets mit Schlägen rechnen, wenn sie sich als zu stolz erwies. „Mein Herr ist Irenicus. Er denkt schon seit langem daran eine Expedition in die Norrberga zu starten. Doch bisher wollte sich ihm niemand anschließen. Er wäre sicher erfreut, solltet ihr ihn als ein Mitglied eurer Gruppe erwählen.“ Während sie mit ihren Worten dem Ende entgegen eilte. Begann sie sich leicht zu verneigen. Rasche Bewegungen, die Kassandra sicher nur nervös machten.
Ihre Stimme war dunkel und aufgeregt schnell. Fast hastend. Dem ersten Anschein nach, war sie also keine Gestalt mit der man sich gerne längere Zeit beschäftigte.
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Beitragvon Stefan » Mo 9. Apr 2007, 19:15

Graubart schaute zu Kira. "Es wäre gut, wenn Ihr diese Frau nach Waffen durchsuchen würdet." Dann wandte er sich der dürren Ledergestalt zu: "Wie seid Ihr hier hereingekommen? Woher wusstet Ihr vom geheimen Mechanismus? Und: woher wisst Ihr, dass ich in die Norrberga reisen will? Ihr wart nämlich nicht im >Zerbrochnen Haizahn<."

Kira trat auf Nil'han zu, die nervös auf ihren Zehenspitzen wippte. "Wehrt Euch besser nicht gegen eine Durchsuchung, Kassandra würde Euch zu Hackfleisch verarbeiten..."
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Beitragvon Jarek » Mo 9. Apr 2007, 19:55

Natürlich wehrt sich Nil’han nicht, während ein dünnes Stillet, ein Messer und ein Blasrohr die Wege in Kiras Finger finden. Das Stillet hinter einer Lederlasche verborgen am Bein, das Messer am Gürtel im Rücken und das Blasrohr im schwarzen Ärmel. Natürlich lassen sich auch die Pfeile und etwas Gift dafür finden. Sie hatte etwas starkes Schlafgift dabei. Es gab eine gewisse Chance, dass dieses Gift jemandem Nervenschäden verursachte. Aber allgemein war es wohl eher darauf ausgelegt jemandem aus dem Weg zu gehen. Nicht so das typische Gift für eine Meuchlerin.
„Ich handle für meinen Meister in der Stadt. Es fällt ihm vergleichsweise schwer und erregt nur ungern unnötige Aufmerksamkeit.“ Ihr blick zuckt zwischen dem Zwerg und seinen Begleiterinnen hin und her. „Ihr wart nicht ganz leise in der Taverne. Einer der Besucher dort hat mich unterrichtet, in der Hoffnung auf etwas schnelles Silber. Er hatte Glück. Und dann habt ihr mich leider etwas abgehängt. Bis ich euch erreichen konnte, wart ihr verschwunden.“
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Beitragvon Stefan » Di 10. Apr 2007, 06:18

"So, so... wenn wir Euch abhängen konnten, wie um alles in der Welt konntet Ihr den Mechanismus in die Stadtmauer finden? Ihr müsst uns beobachtet haben... oder Ihr habt magische Kräfte." Graubart drehte sich zu Lari-Fari und Butterbottom um, die vor der geschlossenen Tür zur Drachenfundkammer warteten. "Könntet ihr bitte Nil'han auf magische Kräfte untersuchen?"
Butterbottom flog auf Nil'han zu und verschwand direkt vor ihr im Astralraum. Nach kurzer Zeit tauchte sie hinter Nil'han wieder auf und grinste den Zwerg frech an: "Also bin ich doch wohl zu etwas nutze, oh großer Zwerg..." Sie kicherte vergnügt und meinte: "Tja, zu ihrer Magie..."



Da ich bis Samstag in London bin, habt ihr viel Zeit, die Geschichte weiter zu spinnen. Bis dann!
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Beitragvon Jarek » Di 10. Apr 2007, 09:20

Die Handflächen Nil’hans wurden feucht. Mit jedem Flügelschlag der Fee wurde sie nervöser und suchte mit einem verängstigten Blick einen Ausweg. Als das kleine geflügelte Ding dann plötzlich verschwand, schloss sie die Augen und ihre Schultern sanken etwas herab.
„Zauberei. Sie ist Zauberei“, zwitscherte das kleine Ding.
Die brummenden Worte des Zwergs bildeten einen starken Kontrast zu dem fröhlichen Singsang der Fee. „Was soll das heißen?“ wollte er wissen.
„Sie ist wie ein Golem. Geschaffen aus Magie. Wie ein Elementar des Feuers. Sie ist Zauberei.“
„Die Spinnen hören auf mich“, wisperte Nil’han leise. „Sie hören auf mich, denn ich bin selbst eine. Meister Irenicus hat mich aus einer Spinne geschaffen. Wenn ich sie darum bitte antworten sie manchmal auf meine Fragen. So fand ich hierher und den Zugang.“
Sie schloss die Augen. Denn alles weitere lag in den Händen der anderen. Sie wussten jetzt ohnehin alles.
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Beitragvon Tati » Di 10. Apr 2007, 09:57

Kassandra liess ihren Zweihaender etwas sinken. "Eine Spinne?", dachte sie. Sie schuettelte sich. Wie konnte jemand solche perversen Spielchen mit der Natur treiben.

"Sie ist wider die Natur. Ava wuerde so ein Ding nicht gut heissen", stellte sie dann laut fest. "Aber nun ist sie wie ein menschliches fuehlendes Wesen. Oder haette eine Spinne solche Angst wie dieses Wesen hier? Mit der Gestalt sind ihr menschliche Gefuehle zugekommen. Ich muss gestehen, ich habe Lust dem Meister wirklich einen kleinen Besuch abzustatten, um mit ihm diesen Frevel zu bereden."

Sie blickte pruefend auf ihre Schwertklinge, die gut gepflegt und geschliffen aussah.
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Beitragvon Jarek » Di 10. Apr 2007, 16:02

Jemand, der sich mit diesem Thema beschäftigte, musste erkennen, dass jede Magie wider der Natur war. Oder aber ein Teil von ihr. Es konnte aber nicht sein, dass nur ein Teil der Magie, derart abscheulich war. Nil’han musste daran glauben, dass die Magie den Menschen verliehen worden war um sich ihre Träume wahr werden zu lassen. Manche Träume waren eben verwirrend, obskur oder gar widerlich. Aber die Magie für sich vermochte nie böse oder gut zu sein. Erst der Wille und die Betrachtungsweise des Resultats ergaben eine solche Klassifikation.
„Und wieso sollte ich euch zu meinem Meister führen, wenn ihr ihm nur ein Leid zufügen möchtet?“ Es war eine schüchterne Frage. Denn sie selbst stand gleich mit auf dem Schafott, welches die Kriegerin hier errichtete. „Er bietet euch seine Fähigkeiten bei einer Reise in die Wildnis an. Und das einzige, mit dem ihr dieses Angebot vergelten möchtet, ist der Dämon einer Klinge?“ Normalerweise hätte sie die Zunge im Zaum gehalten. Doch die Ansichten der Frau erinnerten sie zu stark an die Inquisitoren Predanors.
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Beitragvon Tati » Di 10. Apr 2007, 16:57

Graubart legte seine Hand beruhigend auf den Arm von Kassandra und drueckte ihn dabei sanft herunter. Kassandra liess ihn gewaehren.

"Wir sollten uns ihren Meister ansehen, denke ich.", sagte er waehrend er sich das Wesen vor ihm genau ansah.

Kassandra murmelte leise zu ihm:"Wie kann man das einer Spinne antun? Sie so zu verzerren! Mir tut dieses Geschoepf leid. Nicht mehr in der Welt der Spinnen daheim, nie in der Welt der Menschheit wirklich angekommen. Was wird ihr Meister demnaechst erschaffen? Man sollte sich mit diesem Verzerrer wirklich treffen und ihn fragen, ob er noch bei Trost ist."

Kira verfolgte zwar das Gespraech war aber die ganze Zeit von den Kostbarkeiten abgelenkt, die sich ihrem Auge boten. Sie konnte sich kaum satt sehen. Lari Fari war auch extremst fasziniert. Sie war sicher, dass sie den Meister dieses Wesens unbedingt kennenlernen musste. Welch ein Wissensschatz muss er besitzen.

Butterbottom flog dicht vor den Augen des Spinnenwesens. "Duu-uuuuu? Kannst du mir das Reden mit den Spinnen beibringen? Das ist ja soooo-oooo interessant. Das will ich auch!" Sie setzte ihr bezaubernstes Laecheln auf und wog sich in der durch nichts getruebten Sicherheit, dass ihr kein Wunsch jemals abgeschlagen werden kann.
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Beitragvon Jarek » Mi 11. Apr 2007, 00:38

Besagter Magier hielt sich wie erwähnt gar nicht in der Stadt auf. Nil’han erhielt ihre Sachen nicht zurück und wurde stets im Auge behalten, während sie die kleine Truppe durch das Stadttor führte. Es schien ihr Unbehagen zu bereiten stets beobachtet zu werden und nicht von Schatten zu Schatten zu huschen, sich zu verbergen und ihr Netz auszulegen.
Vor den Toren erging es ihr kaum besser. Zwar lebten Spinnen sicher auch hier. Aber versteckten sie sich in Sträuchern Büschen und Baumwipfeln oder flochten ihre Netze zwischen langen Grashalmen. Aber sie gingen nicht auf freier Fläche und unterhielten sich dabei miteinander. Und dennoch hatte sie der kleinen Fee zu erklären, wie sie sich mit den Spinnen verständigte, obschon sie es selbst kaum sagen konnte. Es war eine eher empathische Kommunikation, bei der sie eher mit untrüglicher Gewissheit erahnte, was ihre Artverwandten sagen würden.
Ihr „Meister“ wohnte nicht weit entfernt. Von den Zinnen der Stadtmauer aus müsste man gar sogar wenigstens die Spitze des Turmes noch erkennen können. Das Bauwerk stand in einer hohen Wiese, die einem Menschen bis etwa zur Brust gereicht hätte. Hummeln und Bienen besuchten die verschiedenen Blüten und Vogelzwitschern verkündete den Einbruch des Frühlings. Ein Hain aus dicht stehenden Bäumen, in deren Schatten sich so Mancherlei verstecken mochte, bot dem Turm etwas Windschatten aus Westen bis Norden. Seine Grundmauern waren mit dicken und groben, dunklen Fellsbrocken errichtet worden und erinnerten an heftige Kämpfe, so dass diese Steine sicher mit Blut getauft worden waren. Darüber erhob sich ein rustikaler und engerer Zylinder aus hellerem Gestein, welches bis unter die oberste Etage reichte. Fast nur einige Schießscharten unterbrachen die ansonsten lückenlose Mauer. Das oberste Stockwerk reichte wenigstens ein , wenn nicht sogar zwei, Schritte, über die Mauer darunter hinaus. Sein hölzerner Boden erklärte, dass hier weder für die Ewigkeit, noch für den Krieg gebaut worden war. Wiederrum war dunkler Stein verwendet worden, der von großen Fenstern unterbrochen wurde. Dunkler Schiefer bedeckten das Dach.
Am eigentümlichsten wirkte jedoch sicher die Treppe dieses Turmes. Sie schien sich störrisch aus dem ersten Stockwerk zu winden. Ihre Stufen schienen frei in der Luft zu schweben, während sie sich außen um die Mauer herumwand um dann bis ganz hinauf zum Dachgeschoss zu reichen.
Die Gruppe bog um eine letzte Kurve des Pfades, so dass ihr Blick auf den Sauber geführten Garten schweifen konnte, der sich zur einen Seite des Turmes hin erschloss und hinüber zum Waldstreifen ragte. Ansonsten war das Feld vor dem Türm gemäht worden und wahrscheinlich auf einem Kompost gesammelt worden, so dass sie freien Blick auf den Magier erhielten, der vor dem Turm saß und Pfeife rauchte.
Eine massive Bank aus dem Felsgestein der Grundmauern bot einem Troll genügend Platz, der für seine Art relativ klein wirkte, kaum größer als zweieinhalb Meter ragte er in den Himmel, als er der Gruppe Ansichtig wurde und sich erhob um sie angemessen zu empfangen. Dabei erweckte er den Eindruck, als würde er die Masse für einen Troll von voller Größe mitbringen. Als wäre er gestaucht, wirkten die Arme und Beine wie junge muskelbepackte Baumstümpfe. Die kräftigen Finger endeten in sauber gefeilten Klauen und die Füße waren sogar mit weichen Lederstiefeln versehen. Eine Robe aus teurem und fließendem, schwarzem Stoff verschleierte die Gestalt. Auf Brusthöhe, wo das Herz liegen sollte, war ein Zeichen in den Stoff gestickt worden. Ein Rad mit neun Speichen, welches bei seinen Bewegungen in allen Regenbogenfarben schillerte. Gelehrte mochten wissen, dass es sich bei Robenträgern mit diesem Zeichen um Magier aus der Gilde der Weisheit aus Visdom handeln musste. Und die Farbe der Robe, wies auf seine Spezialität der Beherrschung hin.
Mit seiner dunklen, graubraunen bis schwarzen Haut, wirkte er wie ein monströser Schatten in der schwarzen Robe, dessen Kapuze er zurückgeschlagen hielt. Seine mandelförmigen Augen hatte er zu Schlitzen verengt um besser erkennen zu können, wer sich ihm da näherte. Weiche ebenmäßige Züge hätten das Gesicht regelrecht attraktiv wirken lassen, wäre seine Größe nicht recht einschüchternd gewesen und hätte ihm nicht irgendetwas die Nase grausam zugerichtet. Als wäre sie abgerissen oder abgebissen worden, entwuchs ihm nur noch ein kleiner Stumpf mit den zwei Nasenlöchern.
Er steckte sich die kunstvoll geschnitzte Pfeife in den Mund und griff nach einem langen Stab, der fast so hoch maß, wie er selbst um der Gruppe entgegen zu treten.
Der Stab bestehend aus stumpfem blank poliertem Metall erinnerte an zwei Schlangen, die sich umeinander wanden und die am oberen Ende in einen bleichen Kristall zu beißen schienen. Zum unteren Ende hin hingegen bildeten ihre Schwänze bedrohliche Spitzen. Erschien der Stab auch noch so schwer, handhabte der Magier ihn mit einer Leichtigkeit, die gewiss seiner Gestalt zuzutrauen war.
Anscheinend um ihn wirklich obskur wirken zu lassen, setzte er sich das feine Drahtgestell, welches an einer dünnen Silberkette um seinen Hals hing, auf den Nasenstumpf und betrachtete durch die zwei eingefassten Linsen die Truppe mit dem Trolltypischen schiefen Lächeln, bei dem die spitzen schwarzgelben Zähne zum Vorschein kamen, die dieses Wesen als Fleischfresser aufwiesen, und schon so manchen in die Flucht hatten schlagen können.
Das mangelnde Sehvermögen der hellgrauen Augen besaß durchaus auch einen gewissen Vorteil. Es ließ den Magier etwas unsicher werden. Denn sonst hätte er das Kinn sicher in unvorteilhafter Arroganz vorgestreckt. Von solchen Gefühlskämpfen ließ Irenicus jedoch nichts wissen, von dem der ein oder andere vielleicht schon mal gehört hatte. Viele Trolle hatten zumindest nicht in Visdom die Magie studiert oder lagerten in der Nähe der Stadt und wurden geduldet. Manch einer mochte auch wissen, dass er dereinst behauptet hatte der Magiergilde zu Ostenbruck zu entstammen und durchaus ein in den Rang eines anerkannten Erzwingers gelangt zu sein.
Nun stand dieses ungewöhnliche Individuen vor ihnen und betrachtete sie neugierig, während Nil’han vor ihm niederkniete und den Blick senkte. Mit dem Rumpeln von Steinbrocken in der Brust, welches den Trollen zum Sprechen diente, frage er: „Wen hast du mir denn da mit gebrach?“ Und als er sich leicht bückt um ihr die freie Klaue auf die Schulter zu legen, lässt er von sich väterlich vernehmen: „Schon gut. Stärke dich erst einmal. Das Essen dürfte bald fertig sein.“
Nil’han erhob sich rasch wieder und schien in Richtung Turm fast zu flüchten, der ihr wieder schützende Dunkelheit versprach. Unterdessen nahte die Konfrontation zwischen dem Magier und der, von Graubart angeführten, Gruppe. Ihre Umgebung schien den Atem anzuhalten. Für einen Moment wehte kein weiterer Wind und zupfte an der Robe oder an dem langen nach hinten gebundenen schwarzen Haar des Trolls. Nichts bewegte sich. Und alles blieb still. Allein ein monotones Schlagen von stahl gegen Stahl, wie bei einem Schwerttraining, erklang von irgendwo hinter dem großen Turm.
„Nun. Ich bin Irenicus, aus der Gilde der Weisheit von Visdom. Und wen darf ich in meinem bescheidenen Heim begrüßen?“
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Beitragvon Tati » Fr 13. Apr 2007, 22:15

Die Fee flatterte an dem Troll hoch bis sie auf Augenhoehe mit ihm war.

"Du bist ein Troll", Stellte sie fest, "und du bist gross und ein Magier... und das habe ich noch nie gesehen. Warum machst du aus armen Spinnen Menschen? Wollen sie das eigentlich? Hast du nicht genug Geld fuer Diener? So Zweibeiner ab 80 cm haben doch immer Diener, wenn sie genug Geld haben. Die mit weniger haben Freunde."

Sie nickte ernsthaft nach ihrem Exkurs und legte den Kopf fragend schief.

Kassandra stuetzte sich auf ihren Zweihaender und wartete ebenfalls gespannt auf die Antwort. Auch wenn sie sich durchaus der Unhoeflichkeit bewusst war, sich nicht auf die Aufforderung des grossen Trolls vorzustellen. Doch die Fee hatte durchaus berechtigte Fragen gestellt.
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Beitragvon Stefan » So 15. Apr 2007, 20:49

"Wie Ihr vernehmen konntet, Irenicus, haben wir viele Fragen an Euch. Aber erst sollte der Höflichkeit genüge getan werden. Eure Dienerin, Nil'han, suchte meine Unterkunft auf, um mir von Euch zu berichten." Er schaute den Troll an und bemühte sich, die Gemütsregungen auf dessen verunstaltetem Gesicht zu lesen. Außer einem Hochziehen der linken Augenbraue blieb die Mimik des Trolls jedoch reglos. Graubart fuhr fort: "Sie sprach von Eurer geplanten Reise in die Norrberga. Und davon, dass Ihr Probleme habt, Begleiter zu finden. Nicht nur Ihr habt diese Probleme. Mein Name ist Graubart Axtschlag aus dem Clan Norvägg, Kind von Grindbert und Silberhaar Axtschlag. Ich bin ein Schmied und Sammler. Und ich bin auf der Suche nach Wissen. Nach uraltem Wissen, das nur jenseits der Norrberga gefunden werden kann." Er zeigte auf Lari-Fari: "Die Halblingsdame ist Lari-Fari, eine Magiekundige."
Irenicus lachte auf. Es hörte sich an, als polterten schwere Steine eine Wiese hinunter. "Eine Magiekundige? So, so... Ihr wolltet sicherlich Hexe sagen, oder?" Er schaute Lari-Fari von oben herab durch seine geschliffenen Linsen hindurch an. Kira und Kassandra starrten überrascht die schwarz gewandete Frau an, die höflich lächelnd sagte: "Wenn Ihr meint, unechter Troll..." Nun starrten die Freunde den Troll an, der Lari-Fari zulächelte und dabei seine schrecklichen Hauer zeigte. "Eure Fähigkeiten sind beeindruckend, Hexe. Ihr habt recht. Ich bin von der Gestalt her ein Troll, doch ist mein Verstand der eines Menschen. Doch das ist eine lange Geschichte..."
Graubart nickte verstehend mit dem Kopf. "Ein Troll als Magier in der Gilde der Weisheit. Ich hatte mich schon gewundert. Als ich das letzte Mal in besagter Gilde zu Besuch war - es muss etwa 30 Jahre her sein - hatte es noch nie einen Trollmagier gegeben... Nun denn, das erklärt einiges." Er wandte sich Lari-Fari zu. "Macht Euch keine Sorgen. Ich kenne zwar keine Hexe, doch weiß ich von Eurer Art der Magie. Sie ist anders, aber nicht unbedingt auf Zerstörung ausgelegt. Es hängt immer von demjenigen ab, der Magie wirkt. Es ist wie mit einem Kampfhammer. Er kann den Meißel schlagen und wunderbare Statuen schaffen - oder aber auch einen Schädel zertrümmern. Magie und Waffen sind weder gut noch böse. Vom Gebrauch hängt es ab."
Kassandra applaudierte: "An Euch ist ein Philosoph verloren gegangen. Eure Sichtweise gefällt mir." Und zu Lari-Fari gewandt: "Ihr seid eine Hexe. Nehmt Euch in Acht, ich werde Euch genau im Auge behalten."
Graubart freute sich über das Lob Kassandras. "Das ist Kassandra Tatüta. Sie gehört zum Volk der Amazonen, die bekanntlich die Mutter Ava anbeten. Sie ist eine Meisterin im Kampfe." Er drehte sich zu Kira um. "Diese junge Frau ist Kira, eine Schmiedin aus Sabedoria in Aleta. Sie ist Meisterin der Esse und eine gute Freundin Kassandras." Kira verbeugte sich vor dem Troll. In ihren Augen glitzerte es, als sie den Stein am Zauberstab des Magiers begutachtete. Mindestens 30 Karat...
"Diese bezaubernde junge Dame ist Butterbottom Sirrsam. Sie ist eine Expertin im Umgang mit Blumenzaubern und Beherrscherin des Bezirzens. Und sie ist eine Fee."
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Beitragvon Jarek » So 15. Apr 2007, 21:26

Eine wirklich ungewöhnliche Gruppe hatte sich da zusammen gefunden. Auf jeden Fall eine, die so einige Überraschungen zu verbergen bereit war. Die einen trugen ihre Vorhaben, Meinungen und Lebensart unverkennbar vor sich her und verkündeten sie lautstark. Er würde mit ihnen jedoch nicht vorschnell verfahren und sie aburteilen.
„Den meisten Leuten bin ich unheimlich. Und so sind sie froh, wenn ich ihrer Stadt nicht zu nahe komme. Daher lebe ich hier und hoffe, dass Nil’han mir den ein oder anderen Auftrag verschafft...“ Für einen Augenblick drohte seine Erinnerung ihn zu übermannen. Denn es war nicht immer so gewesen. Ein machtvoller Erzwinger in einer anderen Gilde war er gewesen. Er schloss die Augen einen Eugenblick, bevor er sich wieder dem Zwerg zuwand. „Mir wurde die Gabe der Beherrschung beschert, wie ihr vielleicht seht. Aber damit Befehle ich mir keine Gefolgschaft herbei. Nil’han ist bei meinen Experimenten eher unabsichtlich entstanden. Erst jetzt ist sie überhaupt dazu in der Lage ihre Situation zu realisieren. Und sie hat beschlossen Menschenähnlich zu bleiben und mir zu diensten zu sein. Es zwingt sie niemand dazu zu bleiben.“
Er legte seine Klauen um den Stab, auf den er sich etwas lehnte. Das ließ ihn deutlich weniger gefährlich wirken. Immerhin fehlte ihm so jeder sichere Stand und es band seine Hände. Natürlich würde er noch Zaubersilben sprechen können. Mit gefurchter Stirn betrachtete er Kassandras Schwert, als wäre er sich nicht sicher, ob sie mit seiner Erklärung zufrieden sein würde.
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Beitragvon Tati » Di 17. Apr 2007, 07:08

"Das Wesen hat also gemeint, dass es so bleiben will?", Kassandra schuettelte den Kopf, "Erlaubt Ihr einem Kind auch, vom Dach Eures Turmes zu springen? Ich halte das fuer ruecksichtslos, doch Ihr muesst damit leben."

Sie packte ihr Schwert und liess es in die Scheide zurueckgleiten. Mit zusammengekniffenen Augen liess sie ihre Blicke durch die Umgebung auf der Suche nach Besonderheiten und Auffaelligkeiten schweifen. SIe erkannte aber nur hier und da ein kleines Tier, dass im Schutz des Waldhains seinen Beschaeftigungen nachging, wie hier ein kleines Reh oder dort ein Fuechslein.

Butterbottom betrachtete lieber ganz genau die grossen Hauer des Trolls. Sie waren in der Tat beachtlich. Doch war die ganze Gestalt sehr beachtlich, doch furchteinloessend. Nein, stelle die Fee fuer sich fest, das war er nicht.

Ein etwas objektiv geneigter Beobachter koennte an dieser Stelle auch anmerken, dass die Fee bisher noch niemand und nichts fuer furchteinfloessend gehalten hat. Sie hatte bisher immer die Wahl gehabt einfach in den Astralraum zu fliehen, was sie natuerlich auch noch nie getan hat. Jedenfalls nicht aus Furcht. Eher weil sie sich beleidigt fuehlte, und das kam verdammt oft vor. So froehlich sie auch immer war, so zartbesaitet war sie auch.
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Beitragvon Stefan » Fr 20. Apr 2007, 19:44

Lari-Fari schaute Graubart fragend an. "Nun, werter Herr Zwerg, wie soll es weitergehen? Ein Troll-Magier, über den wir kaum etwas wissen, der in die Norrberga reisen möchte. Mhh, ich weiß ja nicht... Trolle und Magie?"

"Was wollt Ihr in den Norrberga?" Graubart schaute den Troll fragend und herausfordernd an.
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Beitragvon Jarek » Mo 23. Apr 2007, 14:55

„Ja, Trolle und Magie“, rumpelte Irenicus, „wer hätte davon schon mal etwas gehört?“ Er warf einen flüchtigen Blick über die Schulter zurück um sich schließlich wieder der Gruppe zuzuwenden. „Wie es dazu kam, dass ich jetzt ein Monster bin ist eine lange Geschichte. Und für euch sicherlich uninteressant. Auf jeden Fall wurde ich nicht so geboren und weiß daher auch nicht, wie das zustande kam.“ Mit einer, für einen Troll wohl recht raschen Bewegung deutete er mit einer Geste seiner linken Klaue in die Mitte seines Gesichtes, aus der die Reste einer einstmals großen Nase ragten. „Ich habe versucht meinen Einfluss auf den Geist auch auf den Körper auszudehnen und diesen Makel zu beseitigen. Bisher allerdings ohne jeden Erfolg, wie ihr sicherlich ahnt.
Der Weg meiner Studien, der mich an diesen Punkt hier führte, hat vor einiger Zeit begonnen. Ich habe ihn jedoch chronologisch festgehalten.“ Langsamer führte er seine Klaue hinab und ergriff ein massives Buch, welches mit einer Kette befestigt an seinem Gürtel befestigt war. „Meinen ersten Hinweis fand ich in der Gilde der Weisheit, in Visdom. Dem archäologischen Landesführer nach zur Folge, sind die Berge angereichert von chaotischer Energie. Die Weiße Fähe von Tyrrhil zur Folge, dringen die Schamanen eines Volkes, welches in ihrer Nähe lebt in die Berge ein. Nur ein geringer Anteil kehrt wieder zurück. Doch scheint für diese die Grenzen der Magie nicht weiter zu gelten. In Lönn erzählt man sich sogar, die Norrgerga würden diese Schamanen schützen.“ Schnell blätterte er durch die Seiten des Buches, bis er zu einer Ankettung von Daten kam, wann er was entdeckte. Mit säuberlich gefeilter und gereinigter Klaue deutete er über die Zeilen und erwähnte nur die wichtigsten und eindrucksvollsten Hinweise. „Von Nishmar, dem verbannten Nekromanten, habt ihr ja sicher gehört. Nachdem er bis weit in die Berge geflohen war, kehrte er wahnsinnig und vor magischer Energie strotzend zurück. Nur ein Einschreiten der Götter haben wir es zu verdanken, dass sein Name jetzt nicht unseren herrschenden Tyrannen bezeichnet. Sein Tagebuch verwahre ich noch immer in der Bibliothek.“
Das ganze endlich einmal aussprechen zu können, versetzte ihn sichtlich Aufregung. Viel zu lange hatte er solcher Zuhörer entbehren müssen. „Der flammende Salamander von Usum, ein Feuermagier, der seines Gleichen sucht, will ich meinen, plagte sich Tage lang mit magischen Anomalien herum und verfolgte die Spur bis zu den Norrberga zurück. Um seine Heimat herum schienen gewöhnliche Bauern plötzlich der Zauberei mächtig und was ein mächtiger Magier war, wurde völlig entmachtet.“
Mit lautem Klapp schloss er das Buch wieder und hängte es zurück an seinen Gürtel. „Ihr seht also, wenn ich irgendwo einen Weg finden kann, diese Missgestalt zu befreien, dann dürfte dies unter den chaotischen Einflüssen der Norrberga geschehen können.“ Er warf eine Münze hoch und fing sie auf. „Und möge das Glück mir dabei Hold sein.“
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