Ich habe mich total verändert seitdem ich mit der Königinmutter des Himmels ein göttliches und vollkommenes Liebeserlebnis teilte. Ich erkenne mich oft kaum noch wieder. Wo ist der Mann geblieben, der mit gezieltem Charme Frauen für sich einzunehmen verstand? Romanzen, Eskapaden, Affären und Liebesabenteuer waren mein Lebenselixier und doch jetzt lässt mich das Lächeln eines hübschen Mädchens kalt. Ein aussichtsreicher Flirt oder das Angebot einer erotischen Episode weckt nicht mehr meine Lebensgeister. Ich bin leidenschaftslos und gleichmütig auch bei größter Verlockung.
Alles begann damit dass der Handelsmeister Ming Hagen ein Amulett vermachte und uns zu einem Treffen mit seiner dämonischen Bekannten drängte, die im Lichte von Salpetros jetzt als Grüne Wolke auftrat. Im Innenhof unseres Anwesens trafen wir uns mit ihr. Das göttliche Gleichgewicht sei in Gefahr und wir sollten die Sache in Ordnung bringen. Grüne Wolke entführte uns, ohne auf unsere Zustimmung zu warten, stürzte aber nach einem heftigen Zusammenstoß im Luftraum ab und verschwand spurlos. Wir landeten weitab von jedwedem Ziel in einem Heuhaufen. Da wir nur mit einer kurzen Unterredung mit Grüne Wolke gerechnet hatten, waren wir für ein Abenteuer nur unzureichend ausgerüstet. Zum Glück habe ich mein Waffenarsenal immer am Mann und Karthas hatte seine große Tasche dabei.
Nachdem wir uns aus dem Heu sortiert hatten, ging es zur nächsten erkennbaren Besiedlung, der Küstenstadt Nuon-Mai und dort haben wir im Wirtshaus Kühler Becher erst mal Rast gemacht. Auf der Terrasse des Wirtshauses lernten wir einen gehetzt wirkenden Jüngling kennen, der sich zunächst an unseren Tisch setzte, dann aber gleich unter diesem verschwand, weil SongJian, der gleichermaßen missratene wie vom Fürsten geliebte Fürstensohn, mit seinen Schergen auf die Terrasse kam, auf der Suche nach einer weiblichen Person. Wir erfuhren umgehend warum SongJian als gewalttätig und heimtückisch galt und hinter vorgehaltener Hand nur als „Ortstyrann“ bezeichnet wurde. Zusammen mit seinen Freunden führte er sich auf wie ein Bandenchef. Natürlich ließen wir uns nichts gefallen und Hagen forderte SongJian heraus. Hagen unterlag SongJian allerdings beim Kreuzen der Klingen - peinlich, peinlich. Gelber Wespenstachel, so lautete die Übersetzung des Namens SongJian, hatte den besseren Stich.
Mit der Gegenwehr gegen den allgemein unbeliebten SongJian hatten wir die Transportschutzgilde auf uns aufmerksam gemacht, die ein paar fähige Personen für einen wichtigen Transport suchten. Lorn und ich nahmen an einer Kampf-Prüfung teil, die wir mit Bravour bestanden. Ich war wirklich großartig in Form und dreimal in Folge unterlief ich blitzschnell den Angriff des Kampfmeisters der Gilde und platzierte gekonnt meine Treffer. Danach hatten wir den Job. Eine Truhe mit Geburtstagsgeschenken der hiesigen Witwe Wu sollte an den Fürsten Usagi von QuenKun überbracht werden. Das Glanzstück unter den Geschenken war ein besonderes Ken, nämlich ein Fruchtbarkeitsschwert. Wenn die Lieferung sicher an ihr Ziel gelangte, würde uns die Gilde kostenlosen Unterricht erteilen. Also abgemacht. Außerdem begleitete ein Rechtsgelehrter namens SuSchen den Transport, dessen Aufgabe es sein sollte, das Geschenk der Witwe Wu dem Fürsten Usagi mit den passenden Worten zu überreichen. Der hübsche Jüngling blieb übrigens spurlos verschwunden. Ich hatte natürlich sofort registriert dass der Jüngling in Wahrheit ein Mädchen gewesen war.
Nach einigen Tagesreisen durch den Sumpf abseits der Hauptstraße erreichten wir einen Fluss. Der Fährmann, der uns und ein paar Tagelöhner übersetzte, wollte nach halben Weg über den Fluss mit uns über die angemessene Höhe des Fährpreises neu verhandeln – mit der Waffe in der Hand. Schlammflussdrache, so nannte sich der Kapitän, verschwand urplötzlich, tauchte unvermittelt abseits von der Fähre wieder auf und ging baden. Teleportzauber sind schon nett – das musste Mezzo oder Karthas bewirkt haben. Der Rest der Mannschaft war bald besiegt und gab auf.
Als wir uns der nächsten Stadt näherten, sahen wir, dass auf den Hügeln viele Menschen ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Am nächsten Tag fand ein weithin bekanntes Turnier des Fürsten QiLingHu statt. Unterkunft erhielten wir im Gildenhaus, wo die Truhe im gut bewachten Lagerraum der Gilde sicher verwahrt wurde. Der Gildenmeister XiauPing besorgte uns Teilnahmescheine für das Turnier, sicher in der Hoffnung auf unseren Sieg, so dass unser Ruhm auch auf die Gilde abstrahlen würde. Den Trubel bei der Vorbereitung des Turniers nutzte ich, um mich auf eigene Faust etwas umzusehen. Deshalb blieb es zunächst mein süßes Geheimnis, dass ich den schönen „Jüngling“ wiedertraf, der tatsächlich ein überaus attraktives Mädchen namens KenTsenFen war. Sie sprach mich an und bat mich um einen großen Gefallen. Sie müsse am Abend unbedingt in den Palast des Fürsten QiLingHu kommen. Dort habe sie etwas zu erledigen, aber das sollte mich nicht kümmern. Sie würde mir ein wirklich erstklassiges Ken leihen damit ich diesen Wettbewerb gewänne. Es läge schon auf meinem Bett in unserem Quartier. Wer bin ich dass ich einem hübschen Mädchen in Not einen Wunsch abschlagen würde. Nur hatte ich mit einem Ken bisher keine Kampferfahrung und das sagte ich ihr auch. Sie erwiderte dass dies kein Problem sein würde und ich möge ihr bitte vertrauen. Die Turnierregeln schrieben niemandem vor, mit welcher Waffe er beim Turnier anzutreten habe. Das klang doch mysteriös und fragwürdig und so willigte ich ein, ohne meine Gefährten mit Detailinformationen zu belasten. Als ich dann später bei passender Gelegenheit darüber erzählte, waren sie stinksauer auf mich und nannten mich einen „triebgesteuerten Heimlichtuer“. Natürlich waren sie nur eifersüchtig auf meinen Erfolg bei KenTsenFen.
Im Haus der Gilde fand ich tatsächlich ein schönes Ken und nahm es mit zum Turnier. Beim Kampf mit KenTsenFens Ken war ich dann unglaublich gut, aber den Titel Schneidteufel gewann zuletzt dann doch Lorn. Das lag sicher daran, dass ich ihr nach meinem Ausscheiden aus dem Turnier KenTsenFens Schwert übergab. Beim Bogenschießen um den Titel des Wolkenadlers gewann Gaza knapp vor Mezzo. SuSchen versagte beim Dichterwettbewerb und wurde mit dem Titel Laberbacke verspottet und beim Aussprechen dieses Worts jedes Mal zum Stottern gebracht. Daran hatten wir auch später noch viel Spaß.